Nah
Gefunden, umwunden
von deinem satten Schein,
eingesponnen in seidene Fäden aus Licht
die deinem Herz entströmen, mich zu nehmen,
Eingeschlafen und erwacht, nein nicht erwacht,
für immer auf dem Netz zu schweben,
das dein sanfter Mut mir leise wob
und nie mehr in den Schlund zu stürzen
tief unten im Verstand, jenseits aller Sehnsucht.
Reise
Reise (1:38)
Schenk mir den letzten Regen,
den deine Stirn je fühlt.
Lass mich die Luft bewegen,
die dir die Wange kühlt,
wenn du in Fieberträumen
die Arme um mich schlingst
und mit der schlichten Wahrheit
um jede Stunde ringst.
Küss mir dein letztes Sehnen
müde ins Herz hinein.
Lass mich im Fluss aus Tränen
Welle und Fährmann sein,
dich noch ein Stück begleiten
auf nebeligem Weg.
Die Welt muss auf mich warten
an ihrem morschen Steg.
Gib dein Wort ohne Worte,
dass du für ewig bist.
Zeig mir vergangne Orte,
wo Zeit uns zeitlos ist.
Leg mir trügende Hoffnung
in der Gewissheit zu Füßen
die Tropfen, die lautlos zerrinnen,
mit Sirup aus Trost zu versüßen.
Fremde
Fremde (1:50)
Ich träumte, ich lief ganz allein
durch fremde Großstadtstraßen.
Es schien mir eisigkalt zu sein,
doch fremde Menschen saßen
vor Caféhäusern Hand in Hand
und sprachen fremde Worte,
von denen ich kein Wort verstand.
Sie aßen Schaumstofftorte.
Ich wusste, dies ist meine Stadt,
hier muss ich immer leben,
obwohl sie mich vergessen hat,
bleibe ich hier kleben.
Ich fühlte mich so sonderbar
verloren und verlassen
und hatte Angst, der Traum sei wahr
und konnte es nicht fassen.
Ich wachte auf und fühlte dich
ganz weich und warm bei mir.
Du sahst mich an und küsstest mich,
wir waren beide hier.
Mein Arm umschlang dich voller Glück,
ich weinte, und ich lachte,
und nahm mit Leidenschaft zurück,
was ich verloren dachte.
Nur du, mein Herz, bist meine Stadt,
mein Hort, mein Heimatland,
Nur deine Liebe macht mich satt.
Du bist mir so bekannt.
Was du mir sagst, kann ich versteh’ n,
dein Flüstern klingt vertraut.
Nichts auf der Welt wärmt mich so schön
wie deine warme Haut.
Dein Platz
Dein Platz (1:42)
Zerflossen in
Sehnsucht,
Zeit in die Leere rinnen lassen,
geschrieen, geweint, verstummt,
regungslos liegen geblieben,
betäubt vom Schmerz bereit fürs Nichts,
irgendwann aufgestanden,
ohne zu wissen, für wen,
mühsam leben üben, ein wenig da sein,
damit sie zufrieden sind,
lächeln ohne Grund, nur so zum Schein,
allein an Orten sein, wo wir als Ganzes waren.
Ich habe dich
gefunden, Liebster,
gleich stehst du neben mir,
gleich, gleich…
Alle sind gekommen,
dein Platz scheint leer.
Doch du bist hier,
direkt in deiner Lücke,
begleitest mich zum Tisch, zur Bar, zur Tür,
weichst keinen Augenblick von meiner Seite.
Ich weiß, wenn wir jetzt gehen,
dann schauen sie uns traurig nach,
kopfschüttelnd.
Sie sind so blind.
Was, wenn nie mehr der Morgen kommt
Musikalische Komposition
Was wenn nie mehr der Morgen kommt (4:11)
Wir
Wir (1:12)
Damals im Mai, im strömenden Regen,
auf jener Wiese im Park, du weißt wo,
blieb unter uns eine trockene Stelle,
sah aus wie ein einzelner liegender Mensch.
Mir fielen die Tropfen in Augen und Mund.
Und über dem Ohr, in das ich dir hauchte,
wie schön mich dein Körper erwärmt,
flog eine Krähe und sah nur den Mann,
damals im Mai, im strömenden Regen.
Mahonia
Mahonia (0:25)
Aus gelben
Mahonienblüten
lacht listig
der neue
April,
macht dich
mit süßlichem Duft
die bitteren Beeren
des letzten
Oktobers
vergessen
und lügt:
Immergrün
wirst du sein,
immergrün,
wie Mahonia!
Grüne Plastiktasche
Als sie
zehntausend Butterbrote geschmiert,
fünftausend Windeln gewechselt,
tausend Betten bezogen
und den letzten Hauch Esprit
mit der Abwaschbrühe
fortgespült hatte,
fand sie
auf der Bahnsteigbank
in Altenbeken
oder irgendwo
diese ausgediente, grüne
Plastiktasche ohne Glanz,
die ihr sagte:
Ich bin du.
Als sie
zum ersten Mal den Zug bestieg
und kein einziges Mal
nach hinten sah,
gen Westen fuhr,
egal wohin,
war sie mit dabei
am Fensterplatz -
nur die
grüne Plastiktasche.
L’espérance
L'espérance (2:05)
J’arrive,
j’arrive
au bord du gouffre
de l’année
qui ne m’a jamais aimé.
Ce pourquoi
je sens la liberté
s’approcher
et ne vais plus
pleurer.
Je
couvrirai mon âme
avec des augures
plein d’espoirs
et j’embrasserai
l’éternité
avec mes bras assoupis.
Les portes de mon coeur
sont ouvertes
pour oublier
ces heures gâchées
et apercevoir
un rayon d’espérance,
que j’ai attendu longtemps.
Augentrunk
Stille. Erst noch – Stille.
Dämmerung getaucht.
Tage, Worte, Taten folgen.
Jene jagen, diese hetzen, immer schneller
von den Kuppen sanfter Hügel.
Gegenlichtig,
Rückenansichtsilhouette,
unterm Baum, unterm Baum, wo sonst,
will nur bleiben, kurz verharren,
Friedrich,
kann es fühlen, fühle mich,
Abend auf der Haut.
Atemlos, bergab
durch die feuchten Nebelauen,
schneller, ziellos, hechelnd.
Farbendurst saugt sich gierig
Abendsonnenwolkenstreifen.
Tage, Worte, Taten folgen.
Jagen, hetzen, weiter, weiter,
nicht verharren, nicht verdauen.
Sprenkelwiese, Strichelseen,
anders Vincent,
nicht verrückt, ganz entrückt.
In deinem Boot
ins Leise treiben, langsam,
aus dem Schilf, Monet.
Hinter mir Tage, Worte, Taten.
Jagen, hetzen, kommen näher.
Ein Sprung ins „Blau des Himmels“
Wassily,
Zeit steht still – kurz still.
Engelsche
Engelsche (0:22)
Un ganz obe,
ganz obe druff
uff der Frankfotter Paulskäisch,
do sitzt e klaans Engelsche,
guggt uff de Leit
un uff de Politik
un fraacht sisch,
ob’ s lache, schimpe
orrer lieber glei
nunnerhippe soll.
Un s woit,
weil’ s joh Flügel hot...
(Anm. f.
Nicht-Südhessen: orrer = oder, s woit = es weint)
Kindhaltung
Kindhaltung (2:08)