Spurensuche


News


Bücher


Hörbücher


Lyrische Karten
und Kunstfilme



Lese- und
Hörproben

Lyrik
Prosa
Satire
Kinder



Projekte


Achtung
unzensiert!

 

   
Startseite Portrait Kontakt Leserstimmen Links Impressum & Datenschutz
   Lese- und Hörproben (Lyrik) 
  



Am Ufer

Ans Ufer gespült und vergessen
von einer Woge
die mich übers Einerlei trug
fandest du mich zwischen modrigem Treibholz
und totem Getier
und glaubtest du müssest mich retten
nur weil mein Atem noch ging
Ich wünschte mir nichts
als so liegen zu bleiben
mit Sand in den Augen
Salz auf den Lippen
wie schlafend
doch du nahmst mich mit
in dein Leben
wo die Wellen zu glatt sind
wo der Sand mich nicht reibt
wo die Träumenden schlafen
und die Schlafenden tot sind




Der Plan                                                           Der Plan (2:09)

Nacht umfängt mit kühlem Tuch
Kahn und Steg im stillen Hafen.
Lautlos schleicht der alte Fluch
übers dunkle Nass zum Kai,
lässt die Ahnungslosen schlafen,
ihre Zukunft schon vorbei.

Unabwendbar nimmt der Plan
Raum und Zeit mit Macht gefangen.
Keiner sieht das Unheil nah’n,
das, von Mitleid unberührt,
all die Tapferen und Bangen
in die gleiche Richtung führt.

Wenn das bleiche Morgenlicht
durch die schmalen Gassen weht,
kommt kein Hoffnungsstrahl in Sicht,
ist das Morgen längst geboren.
Mit dem Wind, der plötzlich dreht,
geht die Welt verloren.

Flüchtig müder Abschiedskuss
für jede Frau in jedem Ort,
da der Liebste gehen muss.
Elf Fischerboote ohne Glück
die bringen fünfzig Männer fort
und kehren niemals mehr zurück.

Nacht umfängt mit kühlem Tuch
dich und mich seit Anbeginn.
Die Geburt birgt schon den Fluch,
haucht uns den geheimen Sinn
in die Lebenswege ein -
unser Wille bloßer Schein.



 

"Haltlos"




Verweht
                                                                 Verweht (1:42)

Mir war, als trügen die Wellen
mich noch einmal über die See
und flüsterten mir in die Seele:
Wo bleibst du so lang? Komm zurück!
Mir war, als wehte der Wind
mich heim über Wiesen und Moor
dorthin, wo das Leben mich streichelt
und in der Erinnerung wohnt. 

Mir schien, als fielen zwei Tränen,
geweint aus Sehnsucht und Heimweh,
auf Blüten in herrlichen Farben,
und ließen den Frühling erleuchten,
den Frühling in mir und am Meer.

Und wenn ich auch eben noch träume,
so weiß ich doch tief in mir drin,
dass ich bei mir, See und Blüten
noch ehe der Sommer geht bin.


 

"Fallen"




Nah

Gefunden, umwunden von deinem satten Schein,
eingesponnen in seidene Fäden aus Licht
die deinem Herz entströmen, mich zu nehmen,
Eingeschlafen und erwacht, nein nicht erwacht,
für immer auf dem Netz zu schweben,
das dein sanfter Mut mir leise wob
und nie mehr in den Schlund zu stürzen
tief unten im Verstand, jenseits aller Sehnsucht.




Reise                                                                         Reise (1:38)

Schenk mir den letzten Regen,
den deine Stirn je fühlt.
Lass mich die Luft bewegen,
die dir die Wange kühlt,
wenn du in Fieberträumen
die Arme um mich schlingst
und mit der schlichten Wahrheit
um jede Stunde ringst.

Küss mir dein letztes Sehnen
müde ins Herz hinein.
Lass mich im Fluss aus Tränen
Welle und Fährmann sein,
dich noch ein Stück begleiten
auf nebeligem Weg.
Die Welt muss auf mich warten
an ihrem morschen Steg.

Gib dein Wort ohne Worte,
dass du für ewig bist.
Zeig mir vergangne Orte,
wo Zeit uns zeitlos ist.
Leg mir trügende Hoffnung
in der Gewissheit zu Füßen
die Tropfen, die lautlos zerrinnen,
mit Sirup aus Trost zu versüßen.




Fremde                                                                   Fremde (1:50)

Ich träumte, ich lief ganz allein
durch fremde Großstadtstraßen.
Es schien mir eisigkalt zu sein,
doch fremde Menschen saßen
vor Caféhäusern Hand in Hand
und sprachen fremde Worte,
von denen ich kein Wort verstand.
Sie aßen Schaumstofftorte.

Ich wusste, dies ist meine Stadt,
hier muss ich immer leben,
obwohl sie mich vergessen hat,
bleibe ich hier kleben.
Ich fühlte mich so sonderbar
verloren und verlassen
und hatte Angst, der Traum sei wahr
und konnte es nicht fassen.

Ich wachte auf und fühlte dich
ganz weich und warm bei mir.
Du sahst mich an und küsstest mich,
wir waren beide hier.
Mein Arm umschlang dich voller Glück,
ich weinte, und ich lachte,
und nahm mit Leidenschaft zurück,
was ich verloren dachte.

Nur du, mein Herz, bist meine Stadt,
mein Hort, mein Heimatland,
Nur deine Liebe macht mich satt.
Du bist mir so bekannt.
Was du mir sagst, kann ich versteh’ n,
dein Flüstern klingt vertraut.
Nichts auf der Welt wärmt mich so schön
wie deine warme Haut.




Dein Platz                                                              Dein Platz (1:42)

Zerflossen in Sehnsucht,
Zeit in die Leere rinnen lassen,
geschrieen, geweint, verstummt,
regungslos liegen geblieben,
betäubt vom Schmerz bereit fürs Nichts,
irgendwann aufgestanden,
ohne zu wissen, für wen,
mühsam leben üben, ein wenig da sein,
damit sie zufrieden sind,
lächeln ohne Grund, nur so zum Schein,
allein an Orten sein, wo wir als Ganzes waren.

Ich habe dich gefunden, Liebster,
gleich stehst du neben mir,
gleich, gleich…
Alle sind gekommen,
dein Platz scheint leer.

Doch du bist hier, direkt in deiner Lücke,
begleitest mich zum Tisch, zur Bar, zur Tür,
weichst keinen Augenblick von meiner Seite.
Ich weiß, wenn wir jetzt gehen,
dann schauen sie uns traurig nach,
kopfschüttelnd.
Sie sind so blind.





Was, wenn nie mehr der Morgen kommt
Musikalische Komposition
     Was wenn nie mehr der Morgen kommt (4:11)





Wir
                                                                              Wir (1:12)

Damals im Mai, im strömenden Regen,
auf jener Wiese im Park, du weißt wo,
blieb unter uns eine trockene Stelle,
sah aus wie ein einzelner liegender Mensch.
Mir fielen die Tropfen in Augen und Mund.
Und über dem Ohr, in das ich dir hauchte,
wie schön mich dein Körper erwärmt,
flog eine Krähe und sah nur den Mann,
damals im Mai, im strömenden Regen.




Mahonia                                                                  Mahonia (0:25)

Aus gelben
Mahonienblüten
lacht listig
der neue
April,
macht dich
mit süßlichem Duft
die bitteren Beeren
des letzten
Oktobers
vergessen
und lügt:
Immergrün
wirst du sein,
immergrün,
wie Mahonia!




Grüne Plastiktasche

Als sie
zehntausend Butterbrote geschmiert,
fünftausend Windeln gewechselt,
tausend Betten bezogen
und den letzten Hauch Esprit
mit der Abwaschbrühe
fortgespült hatte,
fand sie
auf der Bahnsteigbank
in Altenbeken
oder irgendwo
diese ausgediente, grüne
Plastiktasche ohne Glanz,
die ihr sagte:
Ich bin du.

Als sie
zum ersten Mal den Zug bestieg
und kein einziges Mal
nach hinten sah,
gen Westen fuhr,
egal wohin,
war sie mit dabei
am Fensterplatz -
nur die
grüne Plastiktasche.




L’espérance                                                         L'espérance (2:05)

J’arrive, j’arrive
au bord du gouffre
de l’année
qui ne m’a jamais aimé.
Ce pourquoi
je sens la liberté
s’approcher
et ne vais plus
pleurer.

Je couvrirai mon âme
avec des augures
plein d’espoirs
et j’embrasserai
l’éternité
avec mes bras assoupis.
Les portes de mon coeur
sont ouvertes
pour oublier
ces heures gâchées
et apercevoir
un rayon d’espérance,
que j’ai attendu longtemps.




Augentrunk

Stille. Erst noch – Stille.
Dämmerung getaucht.
Tage, Worte, Taten folgen.
Jene jagen, diese hetzen, immer schneller
von den Kuppen sanfter Hügel.
Gegenlichtig,
Rückenansichtsilhouette,
unterm Baum, unterm Baum, wo sonst,
will nur bleiben, kurz verharren,
Friedrich,
kann es fühlen, fühle mich,
Abend auf der Haut.
Atemlos, bergab
durch die feuchten Nebelauen,
schneller, ziellos, hechelnd.
Farbendurst saugt sich gierig
Abendsonnenwolkenstreifen.
Tage, Worte, Taten folgen.
Jagen, hetzen, weiter, weiter,
nicht verharren, nicht verdauen.
Sprenkelwiese, Strichelseen,
anders Vincent,
nicht verrückt, ganz entrückt.
In deinem Boot
ins Leise treiben, langsam,
aus dem Schilf, Monet.
Hinter mir Tage, Worte, Taten.
Jagen, hetzen, kommen näher.
Ein Sprung ins „Blau des Himmels“
Wassily,
Zeit steht still – kurz still.




Engelsche                                                              Engelsche (0:22)

Un ganz obe,
ganz obe druff
uff der Frankfotter Paulskäisch,
do sitzt e klaans Engelsche,
guggt uff de Leit
un uff de Politik
un fraacht sisch,
ob’ s lache, schimpe
orrer lieber glei
nunnerhippe soll.

Un s woit,
weil’ s joh Flügel hot...

(Anm. f. Nicht-Südhessen: orrer = oder, s woit = es weint)



 

Kindhaltung                                                          Kindhaltung (2:08)

"Kindhaltung"
 




Konkrete Poesien


Stand der Dinge

die
dies
diese
dieses
stock
stocken
dies
diese
dieser
still still!
stille
stillstand bringt uns um
bringt uns um
bringt uns um den vers
den verstand

stand!


 

"Kunstzerredner"
 



 

 




Wortquelle Verlag




Wortquelle-Hörbücher
sind mehr als nur
Literatur fürs Ohr.

Der Wortquelle Verlag
stellt sich vor.
mehr...

Zum Seitenanfang     

Startseite Portrait Kontakt Leserstimmen Links Impressum & Datenschutz

© 2006-2022 Leilah Lilienruh